DAS GUNSAILS TEAM BEI DER FIJI SURF PRO

Fiji ist legendär für seine großen Wellen, und Cloudbreak ist einer der berühmtesten Breaks überhaupt. Vor der Küste von Tavarua und nicht weit von Namotu entfernt, wo 1997 der erste PWA Fiji Wave Classic stattfand, bietet dieser epische Reefbreak großartige Surfbedingungen, allerdings mit dem Risiko, dass der kleinste Fehler mit einer kompletten Zerstörung geahndet wird.

Inzwischen ist das GUNSAILS Team wieder gut zuhause angekommen und wir haben die Jungs nach ihren Erlebnissen auf Fiji gefragt.

LEON JAMAER

Mit einer riesigen Vorfreude und großen Erwartungen bin ich zum Fiji Pro Worldcup angereist. Die legenderen Aufnahmen des Namotu Classic von 1997 sind fest in meinem Bewusstsein verankert: Abgelegene Inseln und einheimische Stämme, kostante Tradewinds und große kraftvolle Riffwellen. Während O´Neil als Titelsponsor das einmalige Erlebnis im letzten Jahrtausend möglich machte, so sind es 2023 zu einem Großteil die Fahrer selbst, die mit einem Startgeld von 1200 USD die aufwendige Veranstaltung finanzieren. Der Aufwand für einen Windsurf-Wettkampf in Cloudbreak, einer der besten Wellen der Welt, ist riesig. Anstatt auf einer paradiesischen Insel wohnt man auf dem Festland und fährt jeden Tag etwa 30 bis 40 Minuten mit einem der einheimischen Boote durch das Binnengewässer ans Riff hinaus. Dort verbringt man den Tag mit Wellenreiten und, sobald der Wind stark genug wird und die Surfer aus dem Lineup verschwinden, mit Windsurfen. Cloudbreak zeigt sich fast täglich mit einem anderen Gesicht, je nach Swellgröße, -Richtung und Periode sowie Windstärke, Windrichtung und Tide. Bei Hightide brechen die Wellen in etwas tieferen Wasser - bei Lowtide bedeutet ein Wipeout schnell, dass man auf dem trockenen Riff endet. Die Welle bricht kraftvoll und sauber - zum Windsurfen hat sie meist die ideale Geschwindigkeit und man hat keine Probleme um Sections herum zu kommen.

Am ersten Wettkampftag sind die Wellen groß und der Wind relativ leicht. Da ich einen relativ einfachen Erstrundenheat habe, nehme ich sicherheitshalber etwas größeres Material - 5,3 und 90 Liter, um nicht in der Inside stecken zu bleiben. Es zahlt sich insofern aus, dass ich viele Wellen nehmen kann, auch wenn ich auf der Welle selbst etwas überpowered bin. Ich reite einige Setwellen ab, versuche bei jedem Button Turn etwas tiefer zu gehen und jeden Cutback etwas später an die dicke Lippe zu setzen. Nach einer großen Welle mit guten Turns und einem Aireal zum Abschluss weiß ich, dass ich in der nächsten Runde bin. Was für ein epischer Tag - die lange Anreise rund um den Globus hat sich jetzt schon gelohnt, denke ich mir.

Nachdem der Wind einige Tage später zurück kommt, wird die Runde 2 gestartet. Die Bedingungen haben sich leider komplett geändert. Der pazifische Ozean ist flach und nur alle 10 Minuten kommt eine Welle durch, die vernünftig am Riff entlang bricht. Die anderen Wellen machen Cloudbreak keine Ehre. Leider erwische ich im 28 minütigen Heat keine der guten Wellen und muss so versuchen, die Scores auf mittelmäßigen Wellen bekommen. Das 5,0er und mein 82 Liter Board fühlen sich ideal an und mir gelingt es, einige kraftvollen Turns und Airs einander zu reihen. Meine letzte Welle beende ich mit einem Taka auf dem fast schon trocken liegenenden Riff. Leider nicht genug um gegen Takuma Sugi, der alle guten Setwellen erwischte, und Antoine Martin weiter zu kommen. Frustriert und enttäuscht ist das Cloudbreak Wettkampf-Erlebnis damit für mich vorbei, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Auch wenn ich mit einem 9. Platz nach Hause fahre, so ist es bitter den Top 8 Fahrern zuzusehen, wie sie am Finals Day das Podium ausfahren - in den besten Bedingungen die ein Windsurfwettkampf seit Ewigkeiten, vielleicht sogar seit 1997, gesehen hat. Mein Glückwunsch geht an Sarah Hauser, die mit unglaublich kraftvollen und gut getimten Ritten die Frauenwertung für sich entscheidet, sowie Babtiste Cloarec, der als Newcomer mit viel Draufgängertum und Herz das Männerfinale dominiert und den Sieg einfährt.

FLORIAN JUNG

Fiji ist so ziemlich der weit entferntest Punkt an den man von Deutschland reisen kann. 3h nach Istanbul, 10h nach Singapore und dann nochnmal 11h nach Fidschi. Dann man nochmal eine Stunde im Auto und eine Weitere Stunde auf dem Boot, um am Spot zu sein, wo der diesjährige Fiji Pro Event stattfindet.
Wir sind hier auf einer Art Surf Camp auf der Hauptinsel Suva untergebracht und fahren von hier aus mit kleinen Booten an das Riff.
Das ist logistisch nicht immer einfach da man natürlich auch das Windsurf Material mitnehmen muss, das dann auch auf einem winzig kleinen Boot aufgebaut werden muss. Meist sind wir zu viert auf einem Boot mit 5-6 Doppelboargbags. Sprich: Aufriggen ist Team Arbeit. Täglich sind wir so 5-7 Stunden an dem Riff namens Cloudbreak mitten im Meer, ca. 5 km von Festland entfernt. Hier bricht wahrscheinlich eine der besten Wellen der Welt.
Die Wellen bricht in Perfektion. Der Swell trifft hier im perfekten Winkel von dem tiefblauen Pazifik ungebremst auf ein messerscharfes seichtes Riff. "Cloudbreak“ ist daher extrem kraftvoll und hat in dieser Woche mehrere Boards Segel und Masten in Teile zerkleinert. Jede von uns hat mehrere Schürfwunden vom Riff, die es bei einem Besuch zu den bunten Korallen als kostenloses Tattoo gratis dazu gibt.
Die Frage stellt sich natürlich: ist der ganze Aufwand das wert? Muss man um die halbe Welt fliegen dann täglich über eine Stunde im Boot sitzen, um eine Welle zu reiten bzw. hier einen Worldcup veranstalten?
Die Antwort ist schwierig. Ich als Surfer bin auf der Suche nach der perfekten Welle. Das Gefühl dieses Wunder der Natur wirklich hautnah zu sehen bzw diese Wasserwände zu reiten ist wirklich etwas besonderes. Es ist eine Erfahrung die ich nicht missen möchte. Normalerweise sind hier so viele Wellenreiter auf dem Wasser, das eine Windsurf session undenkbar wäre. Einen Wettkampf in diesen Bedingungen zu fahren und den Spot somit für mich ganz alleine zu haben ist eine einmalige Chance. Mit jeden Tag Erfahrung geht das Level hier von Tag zu Tag durch die Decke. Ich kann wohl sagen, das ich hier eine der besten Wellen meines Lebens geritten bin.

JULIAN SALMONN

In diesem Jahr war und ist die Auswahl der Wettkämpfe, in dem erstmals zusammengelegten Wave-World-Tour-Format der PWA und IWT, nicht einfach. In der Klassifizierung der Events nach 5-4-3 etc. Sternen, habe ich mich - wie wahrscheinlich viele Fahrer -für die 5-Sterne-Wettkämpfe mit Ausnahme von Japan entschieden, sowie ergänzend für die Teilnahme an einzelnen 4-Sterne Events, je nach Vorhersage und Trainingssituation.

Nach dem 3. Platz bei 4-Sterne Event in Chile habe ich voller Erwartungen die Reise nach Fiji am anderen Ende der Welt angetreten. Aber bereits in Tokio wurde mir bewusst, dass es diesmal eine echte Herausforderung werden könnte. Während der Zwischenlandung am Flughafen in Tokio-Narita habe ich mein erstes echtes Erdbeben erlebt. Trotz einer Stärke von 6,2 ist zum Glück nichts wirklich dramatisches passiert, aber es sollte nicht die letzte Erfahrung mit den Naturgewalten auf dieser Reise sein.
Angekommen im Ressort, habe ich mir eine Unterkunft mit Marc Pare, Jake Schettewi und Victor Fernandez geteilt. Schnell wurde deutlich, dass das an einem Fluss ohne Strand gelegene Ressort weit weg von meinen Vorstellungen von Fiji war. Einfache, aber durchaus komfortable Unterkünfte bildeten für die nächsten Tage unser Basislager. Logistisch, insbesondere bei Niedrigwasser (dies erforderte einen zusätzlichen Transport des Materials via Van an einen vorgelagerten Strand) war jeder Tag eine kleine zusätzlicheAufgabe. Am Strand empfingen uns kleine Boote, die sowohl uns wie auch das Material täglich zum vorgelagerten Riff (Cloudbreak) transportierten. Dieser Service wurde durch ein erheblich höheres Startgeld finanziert.
Leider ergab sich vor dem Wettkampf für mich keine einzige Minute mit Wind auf dem Wasser, so dass mein erster Heat auch meine tatsächlich erste Erfahrung an diesem weltweit wohl einzigartigen Spot war.
NACH den angesetzten 28 min in meinem Heat bekam ich ein erstes Gefühl für die Welle und den Spot. Die großen Sets waren an diesem für mich ersten Tag 4-5m hoch und erforderten ein perfektes Timing um das komplette Potential dieser perfekten Welle zu nutzen. Nach einem intensiven Waschgang über das Riff ergab sich für mich leider keine Chance mehr um mein Punkte-Konto in dem Heat noch auszubauen und ich musste mich bereits früh aus der ersten Runde verabschieden. Dennoch war der Abstand mit nur 1,1 Punkten zu Takara Ishii denkbar knapp.

In den nächsten Tagen war der Wind nicht mehr ganz so stabil und es ergaben sich viele Stunden mit dem Surfboard/Wellenreiter im Wasser. Wie kraftvoll und herausfordernd diese Welle wirklich ist, zeigte sich u.a. durch diverse Waschgänge die sowohl beim Material wie auch an meinem Körper diverse Wunden hinterlassen haben.
Die ganze Schönheit dieser abgelegenen Region konnten wir den nächsten Tagen noch erleben. Unglaublich klares Wasser empfängt uns an den Spots Natadola Beach und Namotu. Windsurfen in unfassbar schönen und perfekten Bedingungen.

Mein persönliches Fazit fällt, trotz des bei weitem nicht zufriedenstellenden Ergebnisses im Wettbewerb, positiv aus. Unter anderem auch durch die überdurchschnittlich freundlichen und sehr positiven Menschen die ich auf den Inseln kennengelernt habe. Eine grundsätzlich positive (und auch gegenüber Fremden sehr offene) Lebenseinstellung gehört hier zu Grundeinstellung. Alleine durch diese positiven Vibes freue ich mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit dieser, in vielerlei Hinsicht, herausfordernden Lokation.



© Pictures by Fish Bowl Diaries